Desinfektionsmittel: was wofür?

Allgemein

Das einzige Desinfektionsmittel, das ich vor Corona immer da hatte, war eines zur Wunddesinfektion. Falls man sich mal schneidet, schürft, verletzt. Und das habe ich auch für gewöhnlich eingesteckt, wenn ich in den Urlaub gefahren bin. Neuerdings würde ich wohl auch was zum Händedesinfizieren mitnehmen. Weil man ja nun mal gerade auf Reisen nicht immer die Hände so waschen kann, wie man es gern möchte. Selbst wenn man nicht durch den Regenwald trekkt, sondern einfach nur gerade nicht im Hotelzimmer ist.

Wund-Desinfektionsmittel: Octenidin und Povidon-Jod sind in Wunden besonders schnell

Aber zurück zu den Wunden: Eigentlich gilt heute Ocentidin, das meist als Spray, Gel oder auch als Spüllösung daher kommt, als das Mittel der Wahl. Es zwiebelt nicht, ist farblos und insgesamt noch etwas besser verträglich als Povidon-Jod, das schon unsere Mütter im Medizinschrank hatten. Wegen des Jods darin ist es nämlich zum Beispiel für viele Schilddrüsenpatienten keine gute Idee. Aber an der braun-orangen Jod-Lösung im 30-Milliliter-Fläschchen gefällt mir, dass man sie auch gut auf die Mundschleimhaut tupfen kann. Zum Beispiel wenn einen Aphten quälen, kleine, wunde Stellen im Mund. Das wären dann zwei Fliegen (Zipperlein) mit einer Klappe (einem Mittel). Auf Reisen ja immer super, weil es Gewicht spart. Gut zu wissen: Beide Mittel wirken schon nach einer Minute, darum sind die so viel gängiger als andere.

Haut ja, Hände nein

Wunddesinfektionsmittel sind übrigens auch zur Hautdesinfektion gedacht, etwa vor dem Blutabnehmen oder dem Kaiserschnitt. Aber eben nicht zur Händedesinfektion. Händedesinfektionsmittel enthalten meist keinen speziellen antiseptischen Wirkstoff wie eben etwa Octenidin, sondern um die 70 Prozent Alkohol, der die Hüllen von Viren, Bakterien und Pilzen schädigt und sie so abtötet – wer’s genau wissen will, kann beim Robert Koch-Institut (RKI) nachlesen. Darum brennen Händedesinfektionsmittel auf Wunden nicht nur höllisch, sie würden auch die Heilung erschweren. Und wäre es für die Hände ein Vorteil, Alkohol und Wirkstoff zu kombinieren, etwa, um die Wirkdauer dieser Mittel zu verlängern? Nein, so das RKI: Bisher konnte keine verbesserte Wirksamkeit solcher Kombinationen nachgewiesen werden, weder für die hygienische Händedesinfektion (das machen wir im Corona-Alltag) noch für die chirurgische (das machen Ärzte vor Eingriffen).

Hände ja, Türklinke nein

Also braucht man wirklich zwei Mittel… Aber kann ich mit meinem Händedesinfektionsmittel dann jedenfalls mal eine Türklinke desinfizieren? Auch nicht zuverlässig. Denn die pflegenden Zusätze darin wie etwa das feuchtigkeitsbindende Glyzerin erschweren die schnelle Flächendesinfektion. Ein drittes Mittel würde ich aber trotzdem nicht mit auf Reisen nehmen. Was das Corona-Virus angeht, deutet ja inzwischen auch vieles darauf hin, dass Abstand und ggf. Masken wichtiger sind als desinfizieren. Weil es vor allem über Tröpfchen und Aerosole übertragen wird und weniger über Klinken und Co. Kann man alles wunderbar nachschlagen in der Verschriftlichung des NDR-Podcasts mit Christian Drosten, in Folge 40 und 43. Aber meiner Wahrnehmung nach geht es beim Desinfizieren von Alltagsgegenständen nicht selten mindestens so sehr um das beruhigende Ritual wie um die Keimzahl. Wer auf ein solches unbedingt jederzeit zurück greifen können will, der sollte ein paar Desinfektionstücher einstecken. Die wiegen fast nichts und können nicht auslaufen.

Zu Risiken und Nebenwirkungen schauen Sie in mein Impressum ( unter „Disclaimer“) und auf die Seite „Über mich und meine Website“.Bild

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