How to… Beipackzettel
Es heißt immer wieder, niemand würde den Beipackzettel so richtig lesen. Stimmt nicht, wissen Apotheker. Intensiv gelesen haben ihn diejenigen Kunden, die am nächsten Tag wieder kommen und ihr Medikament zurück geben wollen… weil die Lektüre der Packungsbeilage, des Waschzettels oder der Gebrauchsinformation (das ist die Fachbezeichnung) ihnen so sehr Angst gemacht hat, dass sie lieber auf das Mittel verzichten.
Keine Wirkung ohne Nebenwirkung
Das ist natürlich einerseits richtig. Wenn man ein Arzneimittel nicht wirklich braucht, sollte man es nicht nehmen. Denn mal abgesehen davon, dass es für die Umwelt natürlich besser ist, man bringt keine Wirkstoffe in Umlauf (einen Teil scheiden wir unverändert aus, einen anderen als noch immer biologisch aktiver Metabolit… und die üblichen Kläranlagen sind gegen gelöste Stoffe einigermaßen machtlos): Jedes Medikament hat auch Risiken. Keine Wirkung ohne Nebenwirkung, das ist so eine Apotheker-Weisheit.
Der Nutzen überwiegt die Risiken
Andererseits ist es so: Würde der Nutzen nicht die Risiken überwiegen, wäre das Mittel nicht zugelassen worden. Dass die Liste der Nebenwirkungen dennoch so beängstigend lang ist, liegt am so genannten Haftungsausschluss: Schreibt der Hersteller eine Nebenwirkung in die Packungsbeilage, ist der Patient darüber informiert und nimmt das Medikament ganz bewusst trotz des Risikos. Das ist wie der Besuch vom Anästhesisten am Abend vor der Narkose: Am Ende unterschreibt man einen ewig langen Aufklärungsbogen, von dem man kaum was verstanden hat. Und versucht, nicht weiter drüber nachzudenken.
Der Zusammenhang kann rein zeitlich sein
Dazu will ich zwei Dinge loswerden. 1. Nur, weil eine mögliche Nebenwirkung im Beipackzettel steht, muss sie nicht zwangsläufig mit dem Medikament zu tun haben. Dass sie da steht, heißt nur, dass sie im (zeitlichen) Zusammenhang mit der Einnahme des Mittels aufgetreten ist. Selbst Ärzte und Apotheker gehen aber von einem ursächlichen Zusammenhang aus, und Laien noch viel mehr, zeigte kürzlich eine Untersuchung des Max-Planck-Instituts für Bildungsforschung in Berlin.
Beipackzettel lesen: mit ein bisschen Hilfe von ’nem Freund
2. Den Beipackzettel – oder auch nur die einschlägigen Passagen – zur Vermeidung von Unbehagen gar nicht zu lesen, ist definitiv keine gute Idee. Wenn Sie es gar nicht aushalten: Bitten Sie diejenige Person, der Sie am ehesten von irgendwelchen Zipperlein berichten, den Absatz zu den Nebenwirkungen („Welche Nebenwirkungen sind möglich?“) zu lesen. Falls Sie dann über irgendetwas klagen, kann sie eins und eins zusammenzählen.
Zu Risiken und Nebenwirkungen schauen Sie in mein Impressum (unter „Disclaimer“) und auf die Seite „Über mich und meine Website“.