Einfach und genial: Urea (aka Harnstoff)

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Der Feuchtigkeitsspender, der noch mehr kann – diesen Wirkstoff muss jeder kennen, der sich jemals eingecremt hat

Wenn Apotheker über Urea reden, sagen sie Harnstoff. Und dabei denken sie nicht an Pipi (jaaaa, im Urin wurde die Substanz erstmals gefunden). Sondern an einen ausgezeichneten, einfachen (siehe Bild) und dabei sehr preiswerten Feuchtigkeitsspender, der in der Hautpflege zum Einsatz kommt. In höheren Konzentrationen wirkt Harnstoff keratolytisch, das heißt, er vermag die äußersten Zellen der Haut aufzulösen, die Hornzellen. In dieser Kombination ist er ziemlich unschlagbar bei trockenen, schuppenden, rissigen und juckenden Hautzuständen und hat es sogar auf die Liste der unentbehrlichen Arzneimittel der Weltgesundheitsorganisation WHO geschafft.

Harnstoff liebt Wasser und hält es fest

Harnstoff ist eine Substanz, die Wasser anzieht: Sie bildet Einschlussverbindungen damit und gibt es höchst ungern wieder her. Ein Feuchthaltemittel also, das in der äußersten Hautschicht natürlicherweise vorkommt. In älterer Haut aber leider oft weniger als wir das gern hätten. Und in kranker Haut schon erst recht, etwa bei Neurodermitis oder Psoriasis (Schuppenflechte). Darum knittert neurodermitische Haut, manchmal schuppt sie oder erscheint gerötet. Und auch Juckreiz hat sehr oft einfach mit Feuchtigkeitsmangel zu tun.

Harnstoff glättet und entspannt die Haut

Im Winter, wenn trockene Heizungsluft der Haut Wasser entzieht, kann selbst junge und gesunde Haut ein paar extra Wasserbinder sehr gut brauchen. Und hier kommt Harnstoff zu seinem großen Auftritt: großflächig als Lotion mit zwei, drei Prozent Urea, oder als Creme in fünf bis zehnprozentiger Konzentration. Solche Cremes können den Wasserverlust der Haut (den TEWL oder transepidermalen Wasserverlust) nachweislich verringern, und die Hautoberfläche erscheint dabei leicht geglättet und entspannt… genau, was man will. Etwa ab dieser Konzentration haben Harnstoff-Zubereitungen auch einen juckreizstillenden Effekt und helfen, Hautschuppen abzulösen, darum sind sie so geeignet für die Pflege neurodermitischer oder der sogenannten Reibeisen-Haut, der eine Verhornungsstörung zugrunde liegt. Handcremes enthalten ebenfalls um die fünf bis zehn, Fußcremes meist um die 20 Prozent bis sogar 40 Prozent Harnstoff: eine ideale Konzentration, um Hornhaut geschmeidiger zu machen und Rissen in den Fersen vorzubeugen. In Dosierungen von 40 Prozent und darüber kann Harnstoff sogar dicke Zehennägel auflösen, zumindest, wenn sie von Nagelpilz befallen sind, was man sich bei der Behandlung desselben zunutze macht. Und das beste an dem Tausendsassa: Weil die Substanz auch im Körper vorkommt, ist ihr allergenes und Nebenwirkungs-Potential winzig.

Man muss dranbleiben

So, genug lobgehudelt. Nur eines vielleicht noch: Harnstoff – fast immer unter dem lateinischen Namen Urea – gibt es ganz günstig, er steckt zum Beispiel in den Bodylotions von Aldi Nord und in den Eigenmarken vieler Drogeriemärkte. Aber er ist eben auch ein Feuchtigkeitsspender („Moisturizer“) in teurer Kosmetik… Meine Fersen bekommen jeden Tag ihren Harnstoff. Sonst reißen sie auf. Denn auch das muss gesagt werden: Wer nach erster Besserung aufhört zu cremen, der geht zurück auf los. Man muss dranbleiben. Außer, man hat sich mal geschürft oder so. Denn auf verletzter Haut kann Harnstoff sehr unangenehm zwiebeln.

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