Richtig dosieren: Gilt ‚viel hilft viel‘ auch bei Schmerzmitteln?
Ganz klares Nein. Zwar stimmt im Prinzip auch bei Schmerztabletten: Je höher die Dosis, desto stärker die Wirkung. Aber ab einem bestimmten Punkt hat der Wirkstoff eben alle Rezeptoren im Körper besetzt, an die er andocken kann. Und dann bringt ein Mehr an Wirkstoff allenfalls mehr Nebenwirkungen.
Wenn man in die Packungsbeilagen guckt, steht da immer eine sogenannte Einzeldosis, die man auf einmal nehmen soll, und eine sogenannte Tagesdosis, die über den Tag hinweg nicht überschritten werden darf. Bei Paracetamol zum Beispiel heißt es: 500 bis 1000 Milligramm pro Einnahme (also ein bis zwei Tabletten), bis zu 4000 Milligramm am Tag, bei Kindern und Jugendlichen geht es meist nach Körpergewicht. Eine Tabelle mit den aktuell empfohlenen Einzel- und Tageshöchstdosen der gängigen rezeptfreien Wirkstoffe gegen Schmerzen und Fieber (sogenannte NSAR) steht auf gesundheitsinformation.de. Sehr empfehlenswerte Seite übrigens, nicht nur was Schmerzmittel angeht. Sie wird vom Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) betrieben und ist darum vollkommen unabhängig.
Manche Mittel wirken niedrig dosiert ganz anders
Es ist generell nicht sinnvoll, mehr zu nehmen als die empfohlene maximale Einzeldosis. Weniger als empfohlen sollte es aber auch nicht sein, denn unterhalb einer bestimmten Dosis kann ein Mittel nicht wirken, oder es wirkt ganz anders, wie etwa ASS, das in Dosierungen von 300 Milligramm und darunter die Blutgerinnung, aber nicht den Schmerz beeinflusst.
Was ist richtig, eine oder zwei Tabletten?
Ich würde darum so vorgehen: Erstmal eine Tablette nehmen, bzw. die minimale empfohlene Dosis. Und wenn ich merke, dass das nicht genug bringt, beim nächsten Mal zwei. Die Alternative ist, es mit einem anderen Wirkstoff zu probieren. Also etwa auf Ibuprofen umzusteigen, wenn ASS den Schmerz nicht gelindert hat. Mit zwei Tabletten bzw. der maximal empfohlenen Dosis würde ich nur dann anfangen, wenn es wirklich ganz wahnsinnig weh tut. Und die Erfahrung sagt, da muss ich höher einsteigen. Die unterschiedlichen Wirkstoffe zu kombinieren bringt übrigens nichts. Dazu wirken die rezeptfreien Schmerzmittel zu sehr auf dieselbe Weise. Ausnahme ist Paracetamol, das man „obendrauf“ schlucken kann, wenn es wirklich mal nötig ist.
Und noch was: Wer zu wenig nimmt, steigert die Wahrscheinlichkeit, dass er länger an dem Schmerz herumdoktert. Und der womöglich dauerhaft bestehen bleibt, also chronisch wird. Wenn man weiß, dass Schmerzen länger anhalten – wie etwa Regelschmerzen oder der Wundschmerz nach einer Zahn-OP – ist es sinnvoll, nicht darauf zu warten, bis es wieder weh tut, sondern die Tabletten nach dem in der Packungsbeilage vorgegeben Dosierungsschema einfach weiterzunehmen. Die Erfahrung zeigt, dass man den Schmerz so besser bzw. mit weniger Tabletten in den Griff kriegt.
Zu Risiken und Nebenwirkungen schauen Sie in mein Impressum (unter „Disclaimer“) und auf die Seite „Über mich und meine Website“.