Regelschmerzen: bitte ernst nehmen!

Allgemein Was hab ich... und was hilft?

Liebe Frauen und insbesondere liebe junge Mädchen, die Ihr häufiger unter Regelschmerzen leidet! Ich sage hier erstmal das wichtigste zur Selbstmedikation, aber bitte lesen Sie auch die Passage unten zur Endometriose. Das Thema liegt mir am Herzen.

Ibuprofen ist bei Regelschmerzen besser als Paracetamol

Was gegen Regelschmerzen hilft, weiß man heute besser als noch vor ein paar Jahren. Denn 2015 hat sich die renommierte Cochrane Collaboration des Themas ‚Schmerzmittel bei Regelschmerzen’ angenommen und die bis dahin vorhandenen Studien ausgewertet. Das wichtigste Ergebnis dieser Übersichtsarbeit: Die so genannten nicht-steroidalen Antirheumatika (also ASS, Ibuprofen und Co. oder NSAR) sind wirksamer als Paracetamol. Und welches NSAR soll es sein? Die im Review ausgewerteten 80 Studien lieferten keine ausreichenden Daten, um das zu beantworten, sagt Cochrane. Aber es liegt nah, davon auszugehen, dass sich ASS (Acetylsalicylsäure, z.B. in Aspirin) nicht anbietet, weil es die Blutungen aufgrund seiner gerinnungshemmenden Eigenschaften verstärken könnte. Naproxen dagegen überzeugt mich mit seiner langen Wirkdauer von acht bis zwölf Stunden, schließlich halten Regelschmerzen oft laaaaange an.

Man kann auch gezielt die Krämpfe behandeln

Und dann gibt es noch den Wirkstoff Butylscopolamin, der infrage kommt, wenn Krämpfe im Vordergrund stehen. Denn Butylscopolamin ist ein krampflösendes Mittel, das auch z.B. beim Reizdarm zum Einsatz kommt. Aber Achtung, wer Herzrhythmusstörungen, Engwinkelglaukom oder Muskelschwäche hat, darf es nicht nehmen. Das Mittel gibt es auch in Kombination mit Paracetamol – was aus meiner Sicht seit der Cochrane-Untersuchung wenig Sinn macht. Besser ist das Monopräparat, und dann ggf. dazu eine Naproxen- oder Ibuprofentablette.

Magnesium ist einen Versuch wert

Aber natürlich wäre es schöner, man müsste nicht jeden Monat ein Schmerzmittel einwerfen. Darum lohnt sich der Versuch mit Magnesium, finde ich. Auch wenn ein früheres Cochrane Review (von 2012) es als „unwahrscheinlich“ beschreibt, dass das Mineral Muskelkrämpfen vorbeugt: Ich kenne eine Menge Frauen, die sagen, mit Magnesium jeden Tag hätten sie so gut wie keine Regelschmerzen. Andere nehmen es sogar nur an den Tagen selbst und schwören drauf.

Heilpflanzen können viel bringen… aber niemals auf die Schnelle

Und auch die Pflanzenmedizin ist beliebt bei Regelschmerzen. Allerdings braucht man  da viel Geduld, die meisten Mittel wirken erst nach Wochen oder sogar Monaten. Darum würde ich so einen Therapieversuch immer mit meiner Frauenärztin besprechen, damit ich mir die ganze Mühe auch wirklich mit derjenigen Pflanze mache, für mich ganz persönlich am aussichtsreichsten ist. Infrage kommen könnten Frauenmantel (Alchemilla vulgaris), Mönchspfeffer oder Keuschlamm (Vitex agnus castus), Traubensilberkerze (Cimicifuga racemosa), Schafgarbe (Achillea millefolium) und Gänsefingerkraut (Potentilla anserina).

Omega-3-Fettsäuren könnten auch was sein

Und sonst so? Omega-3-Fettsäuren kann man versuchen, eine kleine Studie aus dem Iran zeigte, dass sie den Bedarf an Ibuprofen senken können. Klingt nicht so unwahrscheinlich, denn sie spielen eine Rolle bei der körpereigenen Produktion von Schmerz-Botenstoffen (Prostaglandinen). Also viel fetten Fisch essen und evtl. auch ein Nahrungsergänzungmittel probieren. Es gibt auch einzelne Hinweise darauf, dass Akupunktur Regelschmerzen lindern kann, aber laut dem oben erwähnten Cochrane-Review sind die wenigen vorhandenen Daten noch kein Beweis.

Steckt womöglich eine Endometriose hinter den Regelschmerzen?

Alles in allem kommt man mit diesen Mitteln soweit zurecht, ergänzt durch Wärmflasche und Sofa, denn im Liegen sind Krämpfe einfach besser auszuhalten. (Eine Art Wärmflasche, mit der man herumlaufen kann, sind Wärmepflaster, die man sich Höhe der Schmerzen in den Slip kleben kann.) Was mir hier aber besonders wichtig ist: Nehmen Sie Regelschmerzen nicht auf die leichte Schulter. Viel zu lang ist den jungen Mädchen gesagt worden, das sei halt so. Nein, das muss nicht so sein! Es ist nicht normal, wenn man während der Regelblutung vor lauter Schmerzen praktisch ausfällt. Und es ist tragisch, wenn eine Frau das zwanzig Jahre lang aushält und erst, wenn ihr die Zeit fürs Schwangerwerden davon läuft, dahinter kommt, dass sie eine Endometriose hat.

Schlimme Schmerzen, keine Kinder

Das ist eine echt tückische Krankheit, bei der Zellen ähnlich denen der Gebärmutterschleimhaut ganz woanders im Unterleib sitzen. Das Gewebe auf Abwegen verhält sich dabei genauso wie das am rechten Fleck: Es baut sich unter dem Einfluss der Zyklushormone auf und blutet während der Periode ab. Das macht nicht nur höllische Schmerzen (je nachdem, wo es sitzt, auch beim Sex oder beim Stuhlgang… ), es ruiniert auch die Fruchtbarkeit.

Lieber früh Bescheid wissen

Darum sind diejenigen Frauen besser dran, die eine frühe Diagnose erhalten. Denn wenn man das Gewebe entfernt, hören meist nicht nur die Schmerzen auf, auch die Familienplanung ist wieder offen. Ich würde gerade allen jungen Frauen, die sich immer wieder mit Regelschmerzen herumplagen, empfehlen, mal auf die Seite endometriose-liga.eu zu gehen und dort den so genannten Endo-Test zu machen. Der gibt nach zwölf Fragen eine Einschätzung, ob die Krankheit bei Ihnen „unwahrscheinlich“,  „weniger wahrscheinlich“  oder ob „Abklärung geboten“ scheint. Das sind fünf Minuten, die sich sehr lohnen können.

…und auf jeden Fall zum Arzt gehen!

Zu Frauenarzt oder –ärztin sollte man trotzdem gehen. Denn natürlich ersetzt der Test – wie alles im Netz, das muss immer klar sein – keine ärztliche Diagnose. Und natürlich gibt es noch zahlreiche andere handfeste Gründe für Regelschmerzen, wie etwa Myome, Entzündungen oder Zysten. Und auf die kann man nur mit einer sorgfältigen ärztlichen Untersuchung kommen. Mal abgesehen davon können Arzt oder Ärztin oft die Pille verordnen. Und die reduziert Regelschmerzen nachweislich. Die der dritten Generation übrigens noch etwas besser als ältere Östrogen-Gestagen-Kombinationen.

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