Osmolaxantien: Abführmittel, Teil 2 (die physikalischen)
Allgemein Was hab ich... und was hilft?
Physikalisch abführen, wie soll das denn gehen? Ganz einfach. Osmolaxantien binden Wasser an sich. Nicht mehr und nicht weniger (darum sind sie auch als Medizinprodukt zu haben). Nur tun sie das nicht irgendwo. Sondern im Dickdarm, wohin sie im Verdauungstrakt unverändert durchgereicht werden. Die wichtigsten sind Lactulose (ähnlich wie Laktose bestehend aus zwei Zuckermolekülen), und die so genannten Macrogole, das sind chemisch so genannte Polyethylenglykole, kurz PEG, also im Prinzip eine Art Kunststoff. Was ein stark Wasser bindender Stoff bewirkt, kann man sich denken: Der Stuhl wird mehr und er wird weich, und dann geht es los in Richtung Klo.
Was ist besser: Lactulose oder Macrogole?
Die Frage, was nun besser sei, Lactulose oder Macrogole, hat vor einigen Jahren die Cochrane-Collaboration beantwortet: Polyethylenglykole (PEG) seien Lactulose zumindest bei chronischer Verstopfung vorzuziehen, hieß es 2010, nachdem die Cochrane-Wissenschaftler zehn klinische Studien ausgewertet hatten. Wirksam seien beide, aber PEG schneidet besser ab in Hinblick auf die Stuhlfrequenz, die Form des Stuhls, die Linderung von Bauchweh und den Bedarf an zusätzlichen Mitteln.
Osmolaxanzien: Lactulose ist auch noch gut für die Darmflora
Auch wenn diese Ergebnisse für sich stehen: Es würde mich gar nicht wundern, wenn sich bei der Bewertung noch mal was tun würde. Denn Lactulose und das chemisch eng verwandte Lactitol können etwas, das erst in den letzten Jahren so richtig interessant geworden ist: Sie haben einen so genannten präbiotischen Effekt. Soll heißen, bestimmte hocherwünschte Darmbakterien ernähren sich davon, worauf hin sie sich vermehren. Das ist gut für die Darmflora, die unser Wohlbefinden in vieler Hinsicht beeinflusst. Mal abgesehen davon, dass mehr Bakterien auch mehr Stuhlvolumen bedeuten. Und die bei der Verstoffwechselung entstehenden Essig- und Milchsäure regen die Verdauung zusätzlich an. Außerdem bilden sich aber auch Gase Wasserstoff und Methan, die für Blähungen sorgen können – das wiederum ist eine mögliche Nebenwirkung, die bei PEGs nicht auftritt.
Glaubersalz? Würde ich nicht mehr nehmen.
Osmolaxanzien kommen bei chronischer Verstopfung oder begleitend zu einer Opioidbehandlung (verschreibungspflichtige Schmerzmittel, die den Darm lahm legen können) zum Einsatz. Sie gelten als auf Dauer gut verträglich und sind weniger für den gelegentlichen Gebrauch gedacht. Laktulose kommt meist als Sirup daher, Macrogole als Pulver zum anrühren. Wichtig zu wissen: Sie wirken auch nicht sofort. Es dauert ein bis zwei Tage bis zur gewünschten Wirkung.
Übrigens zählen auch die so genannten salinischen Abführmittel wie Glauber- oder Bittersalz zu den Osmolaxanzien. Sie kommen oft noch vor einer Fastenkur zum Einsatz. Hab ich auch schon genommen, würde ich aber nicht wieder tun: Sie schmecken grauenhaft und wirken so durchschlagend, dass sie den Elektrolystoffwechsel ganz durcheinander bringen können, weil beim erzwungenen Abführen zu viele Mineralstoffe zu schnell ausgeschieden werden. Ein mittelalterliches Konzept aus meiner Sicht. Wenn der Darm leergeräumt werden muss, etwa vor einer Darmspiegelung, nimmt man heute Osmolaxantien in Kombination mit Elektrolyten.
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