Trockene Haut: Irgendwann ist jeder dran
Allgemein Was hab ich... und was hilft?
Die Wahrheit über trockene Haut: Irgendwann bekommt eigentlich jeder eine. Also 99 Prozent der Leute, so viele hatten sie zumindest, als man mal die Bewohner eines Altersheims untersuchte. Denn je älter wir sind, desto langsamer ist der so genannte Zellturnover. Das heißt, die Aktivität der Hautzellen geht über die Jahre zurück, sie produzieren weniger Feuchthaltefaktoren und Lipide. Bemerkbar macht sich das oft ab etwa 40 Jahren, wenn nicht nur Frauen, sondern auch Männer weniger Geschlechtshormone haben. Aber schon bei ganz jungen Leuten kann die Haut staubtrocken sein. Gerade jetzt in Herbst und Winter, wenn wir viel drinnen sind, wo trocken-warme Heizungsluft Haut und Schleimhäuten Feuchtigkeit entzieht.
Trockene Haut: Was ist wichtiger, Fett oder Feuchtigkeit?
Trockene Haut braucht beides: Fett bringt ohne Feuchtigkeit nichts… und umgekehrt. Natürlich geht es immer darum, Feuchtigkeit hinein zu schleusen, und zwar in Form von Feuchtigkeitsbindern wie Harnstoff, Glycerol oder Hyaluronsäure, die Wasser vor Ort festhalten können. Doch das besondere Kennzeichen trockener Haut ist, dass der so genannte Hydrolipidfilm darauf rissig ist. Diese hauchdünne Schicht aus körpereigenem Fett liegt natürlicherweise auf der Haut und verhindert, dass Wasser leicht daraus verdunsten kann. Das Patentrezept ist also: möglichst intensiv Feuchtigkeit in die Haut schleusen – und mit etwas Fett („Lipiden“) dafür sorgen, dass diese möglichst gut darin bleibt.
Trockene Haut: Wie fetthaltig sollte die Pflege sein?
Es gilt: Je trockener die Haut, desto lipidhaltiger sollte die Hautpflege sein, so heißt es im immer noch ziemlich neuen Positionspapier eines Dermatologen-Teams zur Diagnostik und Behandlung trockener Haut. Erstaunlicherweise musste es erst 2018 werden, bevor jemand mal die Datenlage zusammengefasst und eine optimale Behandlung daraus abgeleitet hat: Am besten eigne sich dafür eine Wasser-in-Öl-Emulsion, in der winzige Wassertröpfchen in einer öligen Grundlage fein verteilt sind. Denn sie bringt mehr Fett mit als eine Öl-in-Wasser-Zubereitung.
Trockene Haut: Welche Wirkstoffe bringen was?
Welche Wirkstoffe in diesen Cremes und Lotions verarbeitet sein sollten, hänge davon ab, welche Symptome der trockenen Haut das größte Problem sind: Urea, wenn die Haut vor allem schuppig ist, Urea und / oder Dexpanthenol, wenn sie eingerissen ist. Bei Rötungen nennen die Dermatologen Licochalcone A, das die Ausschüttung bestimmter Entzündungsvermittler in Hautzellen hemmt. Bei Juckreiz das schwach lokalanästhetisch wirksame Polidocanol. Auch die Autoren des Papiers finden Urea klasse (und hier finden Sie meinen Urea-Post) und bescheinigen der Substanz die „mit Abstand beste à Evidenz bei der Xerosis cutis“ (das ist die trockene Haut). Aber auch hier kommt noch mal der Hinweis, dass die Wirksamkeit in Kombination u.a. mit Lipiden (hier ist die Rede von Ceramiden: Lipide, die auch natürlicherweise in der Haut vorkommen) noch gesteigert werden kann.
Trockene Haut: Jetzt mit Diagnose!
Trockene Haut ist mehr als einfach nicht so richtig schön. Sie ist weniger robust gegen Umwelteinflüsse, gegen Allergene oder wenn man sich mal schürft. Die winzigen Risse darin sind eine Einladung an Erreger, sich breit zu machen. Trockene Haut erhöht darum das Risiko für Ekzeme und bakterielle Infektionen, genau wie das für bestimmte (durch Viren verursachte) Warzen. Dass es juckt, schuppt und spannt macht den Betroffenen mächtig Kummer. Eine massive Einschränkung der Lebensqualität sei gut belegt, sagen Experten.
Aus all diesen Gründen wird die Xerosis cutis inzwischen weniger als kosmetisches und mehr als medizinisches Problem gesehen… und ist eine eigenständige Diagnose: In der aktuellen „Internationalen statistischen Klassifikation der Krankheiten und verwandter Gesundheitsprobleme“ (ICD) hat sie erstmals einen eigenen Zahlencode, nämlich L85.3. Wenn es bei Ihnen also staubt, sobald Sie Ihr T-Shirt ausziehen und dann die Nachttischlampe einschalten, gibt es kein Vertun mehr: Sie sollten wirklich jeden Morgen und jeden Abend cremen, sonst droht Ärger (siehe oben). Und das ein paar Wochen lang, denn die Haut verändert sich nun mal nicht von heute auf morgen.
Trockene Haut: Seltener, kurzer und kühler duschen ist besser
Was ich jedem mit trockener Haut auch noch raten würde: Lassen Sie möglichst wenig Wasser an ihren Körper. Denn es kann die kostbaren Feuchtigkeitsbinder aus der Haut herausspülen, insbesondere in Kombination mit Seife, die den Hydrolipidfilm abwäscht – genau wie Spüli die Salatsoße vom Teller. Also gilt: möglichst selten und möglichst kurz duschen, außerdem möglichst kühl, denn je heißer das Wasser, desto besser kann es auch Fett lösen, das wissen wir auch aus der Küche. Ebenfalls wichtig: Auf Gesichtswasser usw. mit Alkohol verzichten, auch er setzt dem Hydrolipidfilm gewaltig zu.
Zu Risiken und Nebenwirkungen schauen Sie in mein Impressum (unter „Disclaimer“) und auf die Seite „Über mich und meine Website“.