Drei Irrtümer über Antibiotika

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Ich mache hier mal was, das es so noch nicht gab auf dieser Seite: Ich übernehme Teile einer Pressemitteilung, die ich vor ein paar Tagen von der Deutschen Gesellschaft für Infektiologie (DGI) zum Thema Antibiotika bekommen habe. Denn ich finde, besser als die Autorin Juliane Pfeiffer kann man es nicht zusammenfassen. Nur konnte ich mir meine Kommentare nicht verkneifen, ich habe sie entsprechend gekennzeichnet.

Anlass der Presseinfo ist übrigens die Weltantibiotikawoche, die heute beginnt und die die Weltgesundheitsorganisation WHO ausgerufen hat. Denn Antibiotika werden immer noch viel zu oft und viel zu unbekümmert genommen, was uns ein amtliches Problem eingehandelt hat und in Zukunft für ein noch viel größeres sorgen wird – resistente Bakterien nämlich, denen Antibiotika nichts mehr ausmachen. Hier die Richtigstellung dreier gängiger Irrtümer und Missverständnisse im Zusammenhang mit Antibiotika und Antibiotikaresistenzen:

1. Antibiotika wirken nicht gegen Erkältung oder Grippe!

Einer Forsa-Umfrage im Auftrag der DAK zufolge erwarten 72 Prozent der Patienten, dass ihr Arzt bei einer Erkältung ein Antibiotikum verschreibt, wenn die Beschwerden nicht von selbst besser werden. Und tatsächlich werden bei Erkältungen noch immer häufig Antibiotika verschrieben – fälschlicherweise. Denn Antibiotika wirken nur gegen Bakterien, nie gegen Viren. Das heißt, sie helfen weder bei Erkältungen noch bei grippalen Infekten oder Grippe – auch nicht, wenn diese hartnäckig sind. Manchmal wird eine Virusinfektion von einer bakteriellen Infektion begleitet – nur in solchen Fällen ist mitunter ein Antibiotikum nötig. Werden Antibiotika zu oft oder falsch eingesetzt, bilden Bakterien immer schneller Resistenzen gegen die Medikamente und Antibiotika verlieren ihre Wirkung.

Das will ich dazu noch loswerden: Es gibt so genannte pflanzliche Antibiotika, zu denen ich hier schon einiges gesagt habe. Die sind unbedingt einen Versuch Wert, eben weil sie nicht für Resistenzen sorgen und auch gegen Viren wirken. Manchmal geht es aber nicht ohne chemische Keule. Das ist gerade dann oft der Fall, wenn der Infekt schon besser wurde und man dann nochmal Fieber bekommt und sich wieder sehr krank fühlt. Das ist so eine Entwicklung, bei der man sich unbedingt dem Arzt vorstellen sollte.

2. Faustregeln zur Antibiotikaeinnahme: Zu einfach und veraltet!

Vielen Menschen ist folgende Regel geläufig: Ein Antibiotikum sollte auch noch nach dem Verschwinden der Symptome und stets bis zum Ende der Packung eingenommen werden. Diese Regel ist zu stark vereinfacht und veraltet. Denn heute wissen Forscher: Bei vielen Infektionen reicht auch eine kurze Einnahmezeit aus, um die Erkrankung erfolgreich zu bekämpfen. Bei einer Harnwegsinfektion beispielsweise muss das Medikament mitunter nur einen Tag lang eingenommen werden. Eine kürzere Therapie hat zudem den Vorteil, dass weniger resistente Erreger entstehen. DGI-Experten empfehlen: Der Arzt sollte idealerweise eine individuelle Einnahmedauer vorgeben, die gezielt auf die jeweilige Infektion und den zu erwartenden Verlauf abgestimmt ist. Sind die Symptome frühzeitig ausgeheilt, sollte der Patient den Arzt kontaktieren und mit ihm das weitere Vorgehen besprechen. Für Antibiotika gilt also, was für andere Medikamente auch gilt: Sie sollten so lange wie nötig, aber so kurz wie möglich eingenommen werden.

Das will ich dazu noch loswerden: Dass man nicht mehr jede Packung zuende nimmt, ist für Patientinnen und Patienten eine Riesenveränderung, finde ich. Auch, weil man anders als früher unbedingt nachfragen muss, wann die Einnahme enden soll. Es ist auf jeden Fall besser, nochmal in der Praxis anzurufen, als auf Verdacht weiterzuschlucken.

3. Menschen werden nicht gegen Antibiotika resistent!

2018 zeigte eine Befragung von 2 000 Teilnehmern aus Deutschland: Rund 63 Prozent der Befragten gingen irrtümlicherweise davon aus, dass Menschen gegen Antibiotika resistent werden können. Richtig ist: Nur Bakterien werden gegen Antibiotika resistent. Diesen Abwehrmechanismus haben Bakterien im Laufe der Evolution gebildet. Das bedeutet: Resistenzen sind kein individuelles Problem einzelner Menschen. Resistente Bakterien können sich ausbreiten und werden so für uns alle zum Risiko – auch für Menschen, die noch nie ein Antibiotikum eingenommen haben. Kommen beispielsweise abwehrgeschwächte oder frisch operierte Menschen mit resistenten Bakterien in Kontakt, können diese zu schwer zu behandelnden Infektionen führen.

Das will ich dazu noch loswerden: Wir alle müssen mit Antibiotika besonders respektvoll umgehen. Im Dienste der Schwächeren.

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